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In die jüdische Geschichte Frankfurts eingetaucht

Als Ziel für seine diesjährige Jahresexkursion wählte der Verein Ehemalige Synagoge Rottweil die Stadt Frankfurt am Main. An drei Tagen in der letzten Septemberwoche ließen sich zehn interessierte Mitglieder des Vereins an verschiedenen Stationen in die etwa tausendjährige jüdische Geschichte dieser Stadt einführen.

Rottweil – Am Nachmittag des Anreisetags stand das Portrait Fritz Bauers auf dem Programm, einer Persönlichkeit, deren unermüdliches Engagement eine Art Zeitenwende im Blick auf die kritische Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen bildete. Als Jude und Sozialdemokrat steckten die Nazis den jungen Juristen 1933 ins Lager Heuberg, später auf den Oberen Kuhberg bei Ulm.

Nach seiner Entlassung emigrierte er nach Dänemark und Schweden. Zurückgekehrt nach Deutschland wurde er ab 1956 zum hessischen Generalstaatsanwalt berufen. Unermüdlich kämpfte er aus dieser Position heraus für die Aufarbeitung der Verbrechen des Holocaust. So kam es schließlich zu den Frankfurter Auschwitzprozessen in den Jahren 1963 bis 65. Gegen zweiundzwanzig ehemalige Täter wurde Anklage erhoben, 252 ehemalige Häftlinge legten Zeugnis ab. Fritz Bauer betonte später, dies sei nur die Spitze eines Eisbergs gewesen. Sinnigerweise wurde das Erinnerungs-Mahnmal für ihn im Eingangsbereich des Frankfurter Justizkomplexes als steinerne Eisberg-Skulptur gestaltet.

Am zweiten Tag stand ein Besuch des Jüdischen Museums an. Über Bild und Tondokumente konnte man sich hier unter anderem über Juden und Jüdinnen informieren, die den Holocaust zum Teil im KZ überlebten. Zurückgekehrt in die Heimatstadt Frankfurt kamen sie zunächst in Auffanglager für Displaced Persons, ehe sie wieder in ein halbwegs ziviles Leben hineinfanden.

Der vielleicht bekanntesten jüdischen Familie von Frankfurt, der Rothschild-Dynastie, ist ein ganzer Saal gewidmet. Seit dem Jahr 1500 lassen sich in Deutschland Familien-Angehörige mit dem Namen Rothschild nachweisen. Mayer Amschel Rothschild, der von 1744 bis 1812 lebte und aus der Frankfurter Judengasse stammte, gilt als der Begründer jenes Bankhauses, das sich im 19. Jahrhundert unter seinen Nachkommen zum größten europäischen Bankgeschäft entwickelte. Abgesehen davon verdankte die Stadt diesem Unternehmen auch eine Vielzahl wohltätiger Einrichtungen. – Für die Rottweiler Museumsbesucher stellte sich die Frage, inwieweit auch jene Rothschilds, die von 1851 bis 1934 in Rottweil die „Schwarzwälder Bürgerzeitung“ edierten, in diese Dynastie gehörten.




NRWZ-Redaktion

Unter dem Label NRWZ-Redaktion beziehungsweise NRWZ-Redaktion Schramberg veröffentlichen wir Beiträge aus der Feder eines der Redakteure der NRWZ. Sie sind von allgemeiner, nachrichtlicher Natur und keine Autorenbeiträge im eigentlichen Sinne.Die Redaktion erreichen Sie unter redaktion@NRWZ.de beziehungsweise schramberg@NRWZ.de

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